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Erinnerung aufpoliert

Quelle: Siegerland Kurier vom 30.06.2013

Jugendliche reinigten Stolpersteine in Siegen
stolpersteine-34 Die Jugendlichen drei Siegener Schulen polieren die Stolpersteine und machten so die Daten wieder lesbar.

Siegen.
90 Stolpersteine gibt es im Stadtgebiet von Siegen – ein Teil von ihnen ist kaum noch zu erkennen. 27 Schüler von der Realschule Am Oberen Schloss (ROS), sowie vom Löhrtor-Gymnasium (GAL) und Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium (FJM) haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Erinnerungen aufzupolieren.

Stolpersteine wurden 1997 von dem Kölner Künstler Gunter Deming entworfen. Sie werden seitdem auf öffentlichen Plätzen und Gehwegen dort verlegt, wo die jüdischen Mitbürger, die in der Zeit des Nationalsozialismus verschleppt und ermordet wurden, ihren letzten Wohnraum hatten.

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„Eine Würdigung der Menschen“
Die Stolpersteine haben eine Kantenlänge von zehn Zentimetern und sind in das Straßenpflaster eingelassen. Auf der Oberseite befindet sich eine individuell beschriftete Messingplatte. Im Laufe der Jahre heben die Messingtafeln eine Patina erhalten – die Daten sind kaum noch zu erkennen. Bei einem Sternmarsch fielen den beiden Pädagogen der ROS, Patricia Thärigen und Herbert Siemon auf, dass die Stolpersteine kaum noch zu sehen sind und die Inschriften nicht mehr ins Auge springen. „Eigentlich könnten unsere Schüler die Stolpersteine von Siegen wieder zum Leuchten bringen“, sagten sich die beiden Pädagogen. Mit dem FJMG, dem GAL, sowie der Krankenpflegeschule, als „Schulen ohne Rassismus“, waren schnell Verbündete gefunden. Am Dienstag gab es an vier Stolpersteinen in der Alten Poststraße die erste Reinigungsaktion. Mit Schwamm, Paste und Putztüchern bestückt, polierten die Schüler die dunkle Oberfläche blank. Namen, sowie weitere Daten und Schicksale wurden so wieder sichtbar. Während der Reinigung verlasen andere Schüler die Biografien der Opfer. Andere Schüler verteilten Flyer an die Passanten, die die Aktion beobachteten. Außerdem legten Schüler noch rote Rosen auf die Stolpersteine.
Herbert Siemon: „Mit der Pflege der Steine vollziehen wir auch eine Würdigung der Menschen und erinnern an sie. Damit erhalten sie ein Stück ihrer Identität und Menschewürde zurück.“ Übrigens: In der nächsten Woche werden in Niederschelden Stolpersteine 91 und 92 verlegt, so Traute Fries vom Aktiven Museum.